Digitale Teilhabe 65 plus

Beobachtungen, Gedanken, Fragen und Tipps
zur Überwindung der Alterslücke bei der Nutzung von digitalen Medien

Portrait: Herbert Kubicek
Prof. Dr. Herbert Kubicek
Jahrgang 1946
Über mich
26.10.2024

Per Telefon zur Digitalen Teilhabe älterer Menschen in Berlin

Anzeige des Infotelefons mit möglichen Fragen und der Rufnummer

In meinem Beitrag vom 1. Oktober habe ich kritisiert, dass in dem ersten Entwurf und in dem Gutachten zum Berliner Altenhilfestrukturgesetz die Unterstützung zur digitalen Teilhabe älterer Menschen nicht vorkommt. Jetzt bin ich auf ein Projekt aufmerksam gemacht worden, dass unbedingt als eine besonders wirksames Format in den Leistungskatalog aufgenommen werden sollte: Das Infotelefon – Digitale Teilhabe Älterer, das schon seit März dieses Jahres von dem Verein Silbernetz, dem AWO Seniorennetz und dem Digital-Zebra des Verbundes der Öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB) montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr und samstags von 9 bis 13 Uhr unter 030 / 544 533 0 533 Hilfe bei verschiedenen Alltagsproblemen und auch denen mit Smartphone oder Tablet bietet.

Warum ist ein Telefondienst besonders wirksam?

Auf der Web-Seite wird erläutert, was das Info-Telefon leistet:

"Die sechs Mitarbeitenden am Infotelefon bieten kostenfrei ein offenes Ohr und beantworten Fragen des Alltags sowie zu digitalen, finanziellen, bürokratischen und gesundheitlichen Themen. Sie vermitteln an kompetente Ansprechpersonen bei Ämtern, Organisationen und Beratungsstellen und nehmen so eine Lotsenfunktion ein. Silbernetz nutzt dafür diverse Quellen, insbesondere die Angebote der Kooperationspartner: das Seniorennetz Berlin des AWO Landesverband Berlin e.V., ein Internetportal für ältere Menschen, das viele relevante Angebote erfasst, sowie das Digital-Zebra des VÖBB: Menschen mit digitalen Anliegen können dabei zukünftig einen von ca. 20 Standorten in Berliner Bibliotheken besuchen (aktuell sind bereits sieben in Betrieb) und dort direkt ihr technisches/digitales Anliegen besprechen, ohne vorher einen Termin zu vereinbaren.

Es geht also nicht um eine Hotline für technischen Support, sondern um eine Lotsenfunktion, um Auskünfte und Hinweise, die digital kompetente Menschen auch im Internet finden würden, aber denen, die keinen Zugang haben oder nicht über die erforderlichen Kompetenzen verfügen, verschlossen bleiben. Elke Schilling, die Initiatorin und Vorsitzende von Silbernetz e.V. spricht daher von dem Infotelefon "als Brücke in die digitale Welt,". Und zwar eine leicht begehbare, der vertraut wird. Die besondere Wirksamkeit resultiert nicht allein daraus, dass jede und jeder ein Telefon hat, Festnetz und/oder mobil. Ebenso wichtig ist, dass man damit Personen anrufen kann, die sich auch unabhängig von digitalen Problemen in der Alltagsberatung älterer Menschen auskennen, auch damit dass nicht immer sofort klar ist, worum es genau geht. Silbernetz wurde 2014 als Netzwerk gegen Einsamkeit gegründet und hat sich erst im Laufe der Zeit auch mit digitaler Teilhabe befasst.

Auch unerwartet zur digitalen Teilhabe

Die größte Herausforderung, damit wirklich alle teilhaben können, besteht darin, dem Hauptgrund für die Nicht-Nutzung entgegenzuwirken: dem Vorurteil, dass da doch nichts für einen selbst ist und man das Internet nicht brauche. Der Vorteil des Infotelefons, das bewußt nicht "Digital" oder "Internet" im Namen trägt, besteht darin, dass dort ältere Menschen aus ganz verschiedenen Gründen anrufen. Typische Anliegen können laut der Anzeige sein:

Dann kann die Antwort sein: "Da müssen sie dorthin ..... gehen.". Hier aber auch: "Haben Sie ein Smartphone ? Damit müssen Sie folgende Seite aufrufen..... Wir versuchen das mal gemeinsam.....". Wenn das dann klappt, ist ein Damm gebrochen. und es kann gleich eine Übungsgruppe - hoffentlich in der Nähe - empfohlen werden.

Eine einmalige Kooperation

Mehrfach habe ich darauf hingewiesen, dass die verschiedenen Unterstützungsangebote in einer Kommune durch die Altenhilfe koordiniert werden sollten. In diesem Fall ist es bemerkenswerter Weise die Berliner Senatskanzlei, die Förderanträge von Silbernetz, AWO-Landesverband und VÖBB zu einem gemeinsamen Projekt zusammengeführt hat, und zwar im Rahmen des vom Bund geförderten Smart City Projekts Gemeinsam digital:Berlin. AWO und VÖBB bieten selbst digitale Unterstützung vor Ort, auf die verwiesen werden kann. Aber es gibt mit Sicherheit weitere Angeboten in allen Stadtteilen, die vielleicht näher bei den Anrufenden liegen. Noch wirkungsvoller wäre dieses einmalige Angebot daher, wenn es durch eine landesweite Angebotserhebung flankiert würde, auf die die drei Projektpartner und andere auch online zugreifen könnten. Das ist beim Netzwerk Digitalambulanzen der Fall. In Frankfurt a.M. wird eine solche Erfassung gerade in einem Kooperationsprojekt der Frankfurt University of Applied Sciences und dem Jugend-& Sozialamt begonnen.

Weitere Infos: