Kompetenzen testen – aber wie? – Zwei neue Optionen in dieser Woche
Am Ende jeder Maßnahme zur Förderung digitaler Kompetenzen sollte ein Test erfolgen, inwieweit die Maßnahme die gewünschte Wirkung erzielt hat und die Kompetenzen verbessert worden sind. Dies gilt in der Schule wie in der beruflichen Fortbildung und sollte m.E. auch für die Kompetenzvermittlung für ältere Menschen gelten. Die Testergebnisse sind nicht nur eine wichtige Information für die Getesteten, sondern auch eine Rückmeldung über die Wirksamkeit der Maßnahme und gegebenenfalls Anlass für eine Überprüfung und Änderungen.Aber welche Kompetenzen sollen im Einzelnen getestet werden? Die EU-Kommission hat bereits 2017 den Europäischen Referenzrahmen DigComp entwickeln lassen, der 24 Einzelkompetenzen in sechs Kompetenzbereichen unterscheidet . Dabei geht es unter anderem um die Informations- und Datenkompetenz, um Kommunikation und Interaktion, Sicherheit und die Problemlösungsfähigkeit. Für jeden Bereich gibt es beispielhafte Aussagen zu verschiedenen Kompetenzniveaus. Diese Fragen beziehen sich nicht nur auf Wissen im Sinne der Kenntnis von Begriffen sondern auch auf Fähigkeiten (Skills), Wissen anzuwenden, Aufgaben zu erledigen und Probleme zu lösen, und auf Einstellungen (Attitudes), wie Motivation u.ä. Der Digitalindex der Initiative D 21 verwendet ausgewählte Fragen aus diesem Katalog für die jährliche Messung der digitalen Kompetenz in Deutschland.
Es gibt ein eigenes Online-Test- und Prüfverfahren zu dem Referenzrahmen „mydigiskills“ in verschiedenen Sprachen. Bei der deutschen Version stammen die Antwortkategorien wohl aus einem maschinellen Übersetzungsprogramm und erfassen nicht wirklich Wissen und Fähigkeiten. Hier gibt es mehrere besser geeignete Online-Tests:
- Das Hessische Ministerium für Digitale Strategie und Entwicklung bietet einen ähnlichen an dem Referenzmodell orientierten Selbsteinschätzungstest an sowie einen Wissenstest, der über alternative Antwortmöglichkeiten tatsächlich Wissen auf verschiedenen Niveaus prüft.
- Der DigtalCheck NRW orientiert sich ebenfalls an den Themenbereichen des EU Referenzrahmens, unterscheidet nur zwei Niveaus, gibt aber nach jeder Frage ein detailliertes Feedback zu den richtigen und falschen Antworten.
- In Österreich wurde ein an den EU-Rahmen angepasstes Kompetenzmodell DigComp 2.2.AT entwickelt, für das ein Quiz und ein Selbsteinschätzungstest „fit4internet“ online angeboten werden. Dieser ist nach Zielgruppen (Beruf, Eltern) und Themen (Alltag, Sicherheit, Künstliche Intelligenz) unterschiedlich zusammengestellt.
Weil sich seit 2017 Einiges im Internet geändert hat wurde derKatalog der Beispielfragen überarbeitet und u.a. um Aspekte wie Fake News, Künstliche Intelligenz, Home Office und ökologische Nachhaltigkeit erweitert. In dieser Woche wurde die neue Version DigCom 2.2 veröffentlicht.
Ebenfalls in dieser Woche wurde ein weiterer deutschsprachiger Test vorgestellt, den der Verein Deutschland sicher in Netz im Auftrag des Bundesinnenministeriums entwickelt hat und der „Digitalführerschein“ (Difü) genannt wird. Im Gegensatz zu den anderen Tests orientiert er sich nicht an den Kompetenzbereichen des Europäischen Referenzrahmens, arbeitet mit mehr technischen Kategorien und fragt überwiegend Wissen ab, indem verschiedene Antwortmöglichkeiten für die Bedeutung von Begriffen oder richtige und falsche Verhaltensweisen in bestimmten Situationen zur Auswahl angeboten werden. Es wird nicht nach einzelnen Fähigkeiten gefragt. Für den Test wird damit geworben, dass er im Berufsleben hilfreich sein kann, wenn das Zertifikat vorgelegt wird, das man bei der richtigen Antwort auf bereits die Hälfte der Fragen erhalten kann. Es bleibt abzuwarten, was Arbeitgeber davon halten. Für ältere Menschen ist dieser Test schon alleine wegen der relativ vielen Fragen zur Bedeutung englischsprachiger Ausdrücke nicht geeignet. Ich persönlich würde den Test aus NRW empfehlen, weil er die ausführlichsten Erklärungen als Rückmeldung liefert.