"Vom Wiegen wird das Schwein nicht fett!" - egal wie gewogen wird.
Teil 2: Nichts Neues in der Digitaltag Studie

Wie jedes Jahr eine Umfrage zum Digitaltag
Wie jedes Jahr hat die Initiative Digital für alle vor dem diesjährigen Digitaltag am 27. Juni wieder eine Umfrage zur Digitalen Teilhabe in Auftrag gegeben. Befragt wurden 1.003 Personen in Deutschland ab 16 Jahren. In der Pressemitteilung werden die Ergebnisse so zusammengefasst: "Die Mehrheit der Menschen in Deutschland sieht die Digitalisierung als Chance – zugleich wünschen sich viele mehr Unterstützung, um im digitalen Wandel nicht abgehängt zu werden."
Im einzelnen:
- Mehr als ein Drittel (37 Prozent) fühlt sich von digitalen Technologien häufig überfordert.
- Auch in der Selbsteinschätzung zeigt sich Unsicherheit – im Schnitt bewerten die Menschen in Deutschland ihre eigenen Digitalkompetenzen nur mit der Schulnote „befriedigend" (Abb. 3).
- Zwei Drittel (67 Prozent) sehen die Gesellschaft als digital gespalten – ein erneuter Anstieg gegenüber den Vorjahren (2024: 63 Prozent, 2023: 60 Prozent, 2022: 58 Prozent)
- 73 Prozent der Deutschen sehen die Digitalisierung als Chance für die Demokratie.
- So sind zum Beispiel 63 Prozent überzeugt, dass soziale Medien den Austausch verschiedener politischer Meinungen fördern und
- rund jeder Fünfte (22 Prozent) sagt, digitale Technologien erleichtern das politische Engagement.
- Gleichzeitig sehen 41 Prozent in Hass und Hetze im Netz eine ernsthafte Bedrohung für unsere Demokratie."

Es verwundert nicht, dass das Gefühl der Überforderung mit dem Alter zunimmt (Abb. 2).


Zwei Fragen
Meine erste Frage ist, ob es hier auch nur eine neue Erkenntnis gegenüber dem Digital-Index der Initiative D 21 gibt, der drei Monate vorher erschienen ist. Meine Antwort ist Nein.
Die zweite schon früher gestellte lautet auch in diesem Jahr: Was soll wer machen, wenn ein weiteres Mal der Anteil derer steigt, die die Gesellschaft im Hinblick auf die digitale Teilhabe als gespalten sehen und die digitalen Kompetenzen im Alter gering bleiben? Ich hatte im vergangenen Jahr schon gefragt, was tun die vielen Sponsoren dagegen, die auf der Web-Seite genannt werden. Jedes Jahr eine Umfrage finanzieren reicht nicht.

Etwas mehr tun 16 Sponsoren allerdings schon. Wenn man lange genug sucht, findet man unter "Über uns" und "Initiative Digital für Alle" ein Dokument Positionen zum Thema Digitale Teilhabe zur Bundestagswahl 2025. Dabei handelt es sich nicht um ein gemeinsames Positionspapier, sondern um die individuellen Forderungen von 16 Organisationen, von der AWO bis zur Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland jeweils auf maximal einer Seite. Eine intersesante Lektüre.
Besser wäre eine Studie am Digitaltag
Man könnte sagen, dass die rund 2.500 Aktionen in der Digitaltag-Woche doch dazu beitragen, die Digitale Teilhabe zu verbessern, auch die Digitale Teilhabe im Alter. Auf der gut gemachten interaktiven Übersicht findet man mit dem Filter "Alter" rund 130 Aktionen. Das ist bei rund 10.000 Gemeinden nicht annähernd flächendeckend, aber auch nicht zu vernachlässigen. Interessant wäre zu erfahren, wie stark diese Angebote genutzt werden und was sie im Hinblick auf Digitale Kompetenzen bewirken. So wie für die Wahlprognose am Wahltag könnten Befragungen der Teilnehmenden an Aktionen an ausgewählten Standorten zu deren Wirksamkeit durchgeführt werden.
Die Übersicht kann Anregungen geben
Bei aller Kritik sehe ich einen Nutzen für alle Einrichtungen, die Angebote zur Digitalen Teilhabe im Rest des Jahres planen. Wer bisher nur an eine Tablet- oder Smartphone-Gruppe denkt, findet in der Auflistung vielleicht Anregungen, was man sonst noch anbieten kann. Hier ein Beispiel:

Abb. 4: Auszug aus der Aktionsübersicht (https://digitaltag.eu/aktionsuebersicht-2025)
Zu jeder Aktion in der Liste gibt es ausführlichere Informationen aus den Anmeldungen. Ich finde zum Beispiel "Es muss nichtb immer Google sein" und die Vorstellung des Projekts DITA interessant. Ein gutes Kombi-Angebot. Schauen Sie mal auf die Web-Seite. Ich frage mich nur, wer das nach dem Ende des Projekts finanzieren wird.