Wie andere die Akzeptanz der AusweisApp fördern - Zwischen Comic und Schilda
Akzeptanz fördern durch Gamification
Im vorangegangenen Beitrag habe ich berichtet, wie Hamburg und Bremen die Akzeptanz der AusweisApp mit Digital-Lotsen bzw. Guides fördern. Mönchengladbach und Wiesbaden versuchen es mit Gamification, mit einem spielerischen Zugang, der auch Spaß machen soll. Die Zeitschrift Kommune 21 lobt diesen Ansatz. Der Städte- und Gemeindebund hat beide Stadtverwaltungen für diesen Service mit dem Siegel "Bewährt vor Ort" ausgezeichnet. Um die Bekanntheit und Nutzung der BundID zu fördern, bieten sie als Testanwendung die Beantragung eines Passierschein A 38 online an. Die verläuft nicht von der A 7 über Halle zum Dreieck Parthenaue an der A 14 bei Leipzig. Dafür braucht man auch keinen Passierschein. Gemeint ist eine Aufgabe, die Asterix und Obelix in der Folge "Asterix erobert Rom" lösen sollen. Auf der Wiesbadener Seite wird die Parallele erklärt: Asterix und Obelix müssen, um nach Rom zu kommen, sich "im Haus, das Verrückte macht" den "Passierschein A38" beschaffen:
"Was wie eine einfache Formalität klingt, entpuppt sich schnell als ein Abenteuer voller Schalter, Stempel und absurder Zuständigkeiten. Aber keine Sorge - Sie müssen sich diesem Wahnsinn nicht aussetzen. Den Passierschein A 38 gibts jetzt ganz entspannt von zu Hause aus: komplett digital, kostenlos und ohne Schalter-Marathon. Nebenbei lernen Sie die Vorteile des digitalen Antragsprozesses der Stadt Wiesbaden und die BundID kennen - ganz ohne Zaubertrank.". Das behauptet auch ein "Erklärvideo". Schauen Sie sich dieses Video einmal an. Da wird weder erklärt, warum man überhaupt den Umweg über die BundID gehen muss und den Antrag nicht nur mit dem Ausweis und der AusweisApp stellen kann, noch gibt es eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie man sich bei der BundID registriert.
"Einfach" ist relativ
Nach meiner Einschätzung ist der beschriebene Weg zum Passierschein alles andere als einfach. Auf der entsprechenden Seite im Service-Portal ist zu lesen:
Klingt das einfach? Wie war das bei Asterix und Obelix? - Was zunächst einfach klingt entpuppt sich als ein Abenteuer....:
- Ausweis mit eingeschalteter eID Funktion und gültiger PIN: Wie schalte ich die eID-Funktion ein? Dafür brauche ich ein Smartphone als Kartenleser und muss meinen Ausweis passend hinter das Smartphone halten. Wo ist der PIN-Brief? Da waren zwei PINs drauf. Erst die Transport-PIN eingeben, dann die EntsperrungsPIN. Wenn ich den PIN-Brief nicht finde, muss ich einen Termin vor Ort buchen und auf das Amt gehen, zu dem ich mir eigentlich den Weg ersparen wollte.
- Ein Konto der BundID: Das soll die sichere Identität sein. Ich dachte das ist mein elektronischer Personalausweis. Und es soll der Zugang zu vielen Verwaltungsdiensten sein. Ich dachte das ist die Ausweis-App. Ich habe versucht, über die Wiesbadener Seite mit meinem ePA ein BundID-Konto einzurichten und habe es nicht geschafft.
- Die AusweisApp: Wo bekomme ich die und welche nehme ich? Ich kann sie im entsprechenden AppStore herunterladen. Wenn ich später Formulare auf meinem PC ausfüllen möchte, muss ich beide koppeln, was nicht immer sofort gelingt.
Was soll dabei Spaß machen? Für mich klingt das nach komplizierten Zuständigkeiten und einem Registrierungsmarathon - wie bei Asterix und Obelix in dem Haus, das verrückt macht - nur nicht mit Stempeln sondern mit PINs und Bestätigungen.
Keine Antwort auf die tatsächlichen Herausforderungen
In dem vorherigen Beitrag habe ich die Daten aus der Umfrage des eGovernment Monitor zu den Gründen wiedergegeben, warum die AusweisApp von drei Viertelen der Ausweisinhaber nicht genutzt wird:
- Sehe für mich keinen Nutzen/Vorteil darin 22%
- Ist mir zu kompliziert 22%
- Ich weiß nicht, wie ich die Funktion einrichten kann 20%
- Kein Vertrauen in den Online-Ausweis 18%
- Mir sind keine Anwendungsmöglichkeiten bekannt 15%
Gut. Jetzt kennt man eine Anwendungsmöglichkeit, die angeblich einen Nutzen stiftet. Nämlich die BundID kennenzulernen - Klingt eher nachSchildbürgerstreich als nach einem durchdachtem Konzept. In dem vorherigen Beitrag habe ich behauptet, dass der Hamburger und der Bremer Ansatz und auch der des Vereins buergerservice.org mit Zeigen und Helfen genau auf diese Ablehnungsgründe reagiert. Meine konkrete Frage: Wie erkennen Sie den Nutzen der AusweisApp besser, über den Umweg BundID mit einem fiktiven Passierschein oder wenn Ihnen jemand zeigt, wie Sie mit der AusweisApp direkt eine Rentenauskunft einholen, Ihren Punktestand in Flensburg einsehen oder Ihre Entscheidung zur Organspende in das Register eintragen können und wenn Ihnen bei Bedarf jemand hilft das selbst zu probieren?