Update zu digitalen Kompetenzen: Fact Sheet aus dem Digital Index und eGovernment Monitor zum Digital Gipfel
Master Class mit Dagmar Hirche auf dem Digitalgipfel
Am vergangenen Dienstag, dem zweiten Tag des Digital Gipfel in Frankfurt a.M,. haben Dagmar Hirche und ich auf Einladung der Initiative D21 eine so genannte Master Class zum Thema Digitale Kompetenzen in der älteren Bevölkerung bestritten. Untertitel "Fragen Sie unsere Expertinnen und Experten". In diesem Fall waren wir also die Master.
Dagmar Hirche ist wohl die bekannteste Frau in Deutschland, die sich seit Jahren für die digitale Teilhabe im Alter unermüdlich engagiert. 2007 hat sie in Hamburg den Verein Wege aus der Einsamkeitgegründet , um bei der im Alter zunehmenden Einsamkeit zu helfen. Etwas später wurden dann auch Seniorinnen und Senioren zu "Gesprächen" über den Nutzen von sowie den Umgang und die Probleme mit Smartphones und Tablet eingeladen - "Gespräche" weil sie erfahren hat, dass viele Ältere an Kursen nicht teilnehmen würden). Mehr zu ihren vielfältigen Aktivitäten auf der Homepage des Vereins. Sie hat zur Einführung aus ihren lokalen Erfahrungen mit ingesamt 32.000 Teilnehmenden im Laufe der Jahre berichtet und ich habe mit Befunden aus verschiedenen Projekten und Daten des Digital-Index die bundesweite Perspektive ergänzt.
Ein Fact Sheet zur Weiterverwendung
Weil keine Präsentationen vorgesehen waren, habe ich relevante Daten auf einem Fact Sheet zusammengestellt und ausgedruckt ausgelegt Die vier Seiten finden Sie hier als pdf zum Abruf und zur freien Verwendung. Kurz einige Erläuterungen:
Der Digital-Index unterscheidet sechs Nutzer*innen Typen, auch Personas genannt, die durch unterschiedliches Nutzungsverhalten und unterschiedliche Kompetenzen gekennzeichnet sind. Ich habe nur die Daten für die "Genügsamen Verdränger:innen", die "zufriedenen Aussitzer:innen" und die "Ablehnenden Mitte" ausgewählt und von der zuständigen Mitarbeiterin Sandy Jahn eine Altersaufgliederung erhalten. In dem pdf befindet sich eine Seite aus dem aktuellen Digital Index auf der erläutert wird, wodurch sich diese drei Typen unterscheiden.In der Abbildung sieht man den hohen Anteil der Genügsamen Verdränger:innen" in den Altersgruppen 70+ und 80+. Was man nicht sieht, sind die von der repräsentativen Stichprobe auf die Gesamtbevölkerung hochgerechneten absoluten Zahlen. Befragt wurde eine Stichprobe der deutschsprachigen Bevölkerung in Deutschland ab 14 Jahre. Das sind rund 70 Millionen. Insgesamt sind in der Stichprobe den drei Typen 6 + 9 + 24 % zugeordnet. Bei 70 Mio. sind 39% ca. 27 Mio. Nicht- und Wenig-Nutzende, die auf die eine oder andere Art Unterstützung für eine umfassende und wirksame digitale Teilhabe benötigen.
Die zweite Abbildung zeigt eine ebenfalls zu dieser Gelegenheit erstellte Altersverteilung bei den fünf Basiskompetenzen, orientiert am EU-Kompetenzrahmen. Welche das sind , ist einem Auszug aus dem aktuellen Index zu entnehmen. Lücken, weil mit keine bis maximal drei der fünf Basiskompetenzen haben 31% in der Stichprobe, hochgerechnet sind dies 22 Millionen.
Basiskompetenzen sind relativ dauerhaft, aber eben nur Basis. Die hohe Dynamik und die vielen Updates bei Anwendungen im Internet, Smart Home u.a. erfordern für eine selbständige digitale Teilhabe darüber hinaus Problemlösungskompetenzen, insbesondere die Fähigkeit selbst Hilfe im Internet zu finden. Die dritte Abbildung zeigt, dass schon ab 60 Jahre weniger als die Hälfte der Befragten selbst Lösungen für technische Probleme findet. Auch hier können die Prozentangaben auf 70 Millionen hochgerechnet werden.
Schließlich noch aus dem im Oktober veröffentlichten eGovernment Monitor die Daten zur digitalen Nutzungslücke, die bei allen Generationen bzw. Altersgruppen von 16 bis 78 Jahre bei runde einem Drittel liegt und bei den Hochaltrigen bei 53%.
Eine interessante Frage einer Teilnehmerin
Ca. 20 Teilnehmende haben viele Fragen gestellt, die wir nach dem Feedback, das wir erhalten haben, zufriedenstellend beantworten konnten. Eine möchte ich hier weitergeben, bei deren Beantwortung wir nicht so sicher waren: Eine Teilnehmerin hat gefragt, ob es innerhalb der Altersgruppen bzw. Personas geschlechtsspezifische Unterschiedegibt und ob das an geschlechtsspezifischen Unterschieden bei der Berufstätigkeit liegen könnte. Es gibt diese Unterschiede in der Statistik, und Frauen sind häufiger in den beiden nicht- und wenig-nutzenden Personas zu finden. In der Bremer Umfrage betrug der Unterschied zwischen Männern und Frauen bei der Internetnutzung zehn Prozentpunkte. Das hat sicher etwas damit zu tun, dass gerade in den beiden älteren Genrationen noch viele Frauen sind, die nie berufstätig waren. Aber viel interessanter und relevanter ist die Aussage von Frau Hirche, dass unter den 32.000 älteren Menschen, die sie im Laufe der Jahre unterstützt hat, über 95 % Frauen waren. Wir haben dann diskutiert, warum Männer so viel weniger bereit sind, solche Übungsgruppen oder andere Hilfen in Anspruch zu nehmen. Ist es alleine Stolz?
Drei Fragen meinerseits:
Zum Schluss der einstündigen Session sollten wir Schlussfolgerungen ziehen. Ich habe drei Fragen gestellt:
Dazu mehr in einem zweiten Beitrag
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Im Gegensatzzum Sozio-oekonomischen Panel von infas, DIW und anderen werden die Interviews nur in Deutsch geführt. Darauf wird in jeder Ausgabe hingewiesen. Die Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahre, 2023 mit 70,6 Mio. angegeben. Das statistische Bundesamt gibt die Bevölkerung ab 14. Jahre in Deutschland mit rund 80 Mio. an. Methodisch ist das korrekt, weil transparent. Politisch ist es aber bedenklich, wenn behauptet wird, "der Index misst die Anpassungs- und Zukunftsfähigkeit der Digitalen Gesellschaft. Gehören die 10 Mio. nicht Deutsch sprechende Personen nicht zur Digitalen Gesellschaft?