Kein erhöhtes Krebsrisiko durch Smartphones und Funkmasten - Trotzdem Vorsicht!
Aktuelle Studie der WHO
In einer kleinen Notiz auf der Titelseite berichtet der Weser-Kurier vom 6. September 2024 unter der Überschrift "Studie: Handys lösen keinen Krebs aus" über eine aktuelle Meta-Studie, eine Studie über andere Studien, die von der Weltgesundheitsorganisation WHO in Auftrag gegeben und von einem internationalen Wissenschaftlerteam mit deutscher Beteiligung durchgeführt wurde. Aus über 5.000 Studien aus den Jahren 1994 bis 2022 hat das Team unter der Leitung eines australischen Wissenschaftlers 63 Untersuchungen als besonders fundiert ausgewählt und verglichen.
Die Ärztezeitung fasst das Ergebnis so zusammen:
"Das Nutzen von Handys führte nicht zu einem erhöhten Risiko für Krebsarten wie Hirntumore, Hypophysen-Tumore, Speicheldrüsen-Tumore, Hirntumore bei Kindern oder Leukämien.
Nach Auskunft des beteiligten Wissenschaftlers Dan Baaken vom Bundesamt für Strahlenschutz war eine Methode, für verschiedene Länder die Anzahl der Mobilfunkverträge und die Häufigkeit der genannten Krebsarten zu vergleichen. Dabei wurde kein systematischer Zusammenhang festgestellt. Ausserdem wurden sogenannte Fall-Kontroll-Studien ausgewertet, bei denen erkrankte Personen zu ihrer Handy-Nutzung befragt wurden und diese Ergebnisse mit einer Kontrollgruppe nicht erkrankter Personen verglichen wurden. Während früher bei kleinen Gruppen Zusammenhänge nicht ausgeschlossen werden konnten, gebe es neuere Studien mit größeren Gruppen. Einschränkend wird darauf verwiesen, dass nur bestimmte Krebsarten untersucht worden sind und zu dem noch neuen 5G Standard kein hinreichend langer Erfahrungszeitraum vorliegt um etwas zu Langzeitwirkungen sagen zu können.
Wer mehr über die Methoden und Ergebnisse dieser bisher größten Meta-Studie lesen möchte, kann sich den am 30. August 2024 online veröffentlichten Artikel in der Zeitschrift Environment International anschauen und dort herunterladen.
Andere Risiken nicht ausgeschlossen
In einem Interview mit dem britischen Guardian räumt der Leiter des Forschungsteams Prof. Ken Karipidis von der Australian Radiation Protection and Nuclear Safety Agency ein, dass nicht alle öffentlich diskutierten Risiken untersucht worden sind. Das gilt für die Frage nach einem Unfruchtbarkeitsrisiko für Männer, insbesondere wenn sie das Smartphone in der Hosentasche tragen und für Auswirkungen auf die Schwangerschaft. Karipoidis verweist dazu auf eine andere WHO Meta-Studie zur Male Fertility, die Veränderungen von Sperma und DNA bei Männern eindeutig ausschließt. In Bezug auf Schwangerschaften wird ein Review erwähnt, der bei intensiver Nutzung Veränderungen am durchschnittlichen Geburtsgewicht der Babys festgestellt hat, wenn die Grenzwerte überschritten wurden.
Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt strahlungsarme Handys
Geltende Grenzwerte sind umstritten und werden immer wieder in Zweifel gezogen. Das Bundesamt für Strahlenschutz veröffentlicht ausführliche Informationen zu einschlägigen Studien, die sich mit der hier behandelten WHO Studie decken, und weist darauf hin, dass der dort noch nicht untersuchte 5 G Standard strahlungsärmer sei als der GSM Standard.
Interessant ist dass sich verschiedene Smartphone-Modelle in der Stärke der Magnetfelder, dem sogenannten SAR-Wert unterscheiden. Nach den derzeitigen Richtwerten können für den Fall "Handy am Kopf" nur 41 Prozent der aktuell erhältlichen Handys als "strahlungsarm" bezeichnet werden.
Ein Indiz für strahlungsarme Handys der Blaue Engel. Das BfS veröffentlicht selbst eine Liste mit den SAR-Werten für "Handy am Kopf"und "Handy am Körper" für über 4.000 Modelle und gibt Tips für "Weniger Strahlung beim Telefonieren mit dem Handy" . Neben der Empfehlung wenn möglich das Festnetz zu nutzen:
Weitere Tipps beziehen sich auf eine mögliche Beeinträchtigung von Herzschrittmachern und Hörgeräten durch die magnetische Strahlung der Handys: Nicht unmittelbar am Oberkörper tragen, 20 cm Abstand zwischen den Geräten halten u.a.m.
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