Digitale Teilhabe 65 plus

Beobachtungen, Gedanken, Fragen und Tipps
zur Überwindung der Alterslücke bei der Nutzung von digitalen Medien

Portrait: Herbert Kubicek
Prof. Dr. Herbert Kubicek
Jahrgang 1946
Über mich
26.03.2024

Senioren-Smartphones im Vergleich bei SPIEGEL Test: Ja, ABER .....

Screenshot von SPIEGEL Test zu Senioren-Smartphones mit der Rückseite von fünf Geräten und dem Titel "Geht es auch einfach?"Bildmontage von der Startseite

Vor ein paar Wochen fragte Jonas Mielke, Redakteur bei SPIEGEL Test, an, ob ich Interesse hätte, mit ihm fünf Senioren-Smartphones auszuprobieren, die in einem Test verglichen werden sollen. Wir haben uns im ifib getroffen und drei Stunden die verschiedenen Geräte im Besprechungsraum per WLAN ausprobiert. Meine Kommentare wurden aufgezeichnet und bilden einen kleinen Teil des gesamten Tests, der nun online erschienen ist.

Zur Methodik

Anders als bei der Stiftung Warentest, in deren Kuratorium ich lange die Testplanungen begleiten konnte, vergleicht SPIEGEL Test Kriterien wie Bedienung nicht quantitativ mit Schulnoten, sondern beschreibt diese qualitativ und fasst am Ende zusammen, was dem Tester gefällt und was nicht gefällt. Das ist nicht wissenschaftlich, sondern wie die Formulierung ausdrückt subjektiv. Ein Kommentator ist dabei eine gewisse Hilfe. Das Ergebnis ist auch nicht mit einem schnellen Blick auf eine Tabelle zu erfassen, sondern erfordert zumindest den lesenden Vergleich der einzelnen Zusammenfassungen.

Eine erstaunliche Vielfalt

Als wir die fünf Smartphones ausprobiert haben, war ich von den doch großen Unterschieden überrascht. Größe, Gewicht, Tastenanordnung und -funktionen, Startseite, Icons, Einstellungen und vieles mehr sind recht unterschiedlich. Und es ist nicht möglich, nach objektiven Kriterien zu sagen, was jeweils besser ist. Denn dazu müßte man differenzieren "besser für wen im Hinblick auf was".

Senioren- und Behinderungsgerecht?

Die Hersteller werben nicht nur damit, ihre Produkte seien seniorengerecht, sondern auch speziell für Menschen mit Behinderungen bzw. Einschränkungen geeignet. Ein Gerät wurde speziell für blinde Menschen entwickelt. Sprachausgabe und Sprachsteuerung haben auch andere Geräte. Wenige große Kacheln statt viele kleine Icons machen die Bedienung für Menschen mit Sehschwächen einfacher und reduzieren die Komplexität. Aber diese Einstellungen zu finden und zu ändern, ist nicht immer leicht und selbst wir haben manchmal nicht sofort erkannt, wie man wohin und wieder zurück kommt. Vor allem aber liegen Nutzungsprobleme für ältere Menschen und Menschen mit kognitiven Einschränkungen zwar auch aber nicht nur in der Darstellung und Navigation, sondern bei der Bedienung der unterschiedlichen Apps der verschiedenen Anbieter. Manche Geräte vereinfachen auch deren Darstellung. Doch auch das ist nicht einfach.

Der "unterstützende Zugriff" beim iPhone

Fast alle Merkmale der Senioren-Smartphones kann man mit dem sogenannten Unterstützenden Zugriff auch auf einem iPhone per Einstellung umsetzen und auch jede App entsprechend konfigurieren. SPIEGEL Test hat das in einem eigenen Beitrag ausführlich beschrieben. Ich habe es privat ausprobiert und bei der Konfigurierung der zweiten App aufgegeben, weil man bei jeder App immer wieder neu angeben muss, ob man ihr den Zugriff auf Kamera, Mikrofon, Fotos, Kontakte, Standort und anderes mehr erlauben will, und nicht erkennen kann, wozu das erforderlich ist und welche Konsequenzen ein Nein hat. Warum soll ich der Amazon App erlauben auf die Kamera zuzugreifen ? Aber wenn sich jemand die Zeit nimmt und mehrfach schaut, welchen Unterschied es macht, kann man beim iPhone über die Einstellungen in den Senioren-Smartphone-Modus wechseln und zurück.

Support bleibt unverzichtbar

Wegen der Probleme mit den Einstellungen und verschiedenen Apps wird es auch mit einem Senioren-Smartphone immer wieder zu Problemen kommen, wo man nicht weiter weiß, so dass die generelle Forderung nach Sprechstunden, Telefonischer Hotline und Hausbesuchen auch hier gilt. Wenn es aber einen gut erreichbaren Support, aus dem Umfeld oder über Dienstleistungen gibt, dann kann in vielen Fällen auch ein herkömmliches Smartphone benutzt werden. In welchen Fällen das so ist und in welchen ein Senioren-Smartphone einen Unterschied macht und welches mehr und welches weniger, kann man leider nicht sagen. Schade dass man nicht wie bei einem Autokauf eine Probefahrt machen kann. Denn dazu müßte man persönliche Daten eingeben, wenn man zum Beispiel ein LogIn per FaceID ausprobieren will.

Auch wenn es keinen Testsieger gibt und keine eindeutige Empfehlung, lohnt es sich den Test zu lesen oder ihn sich anzuhören.

Meine Antwort auf die im Titel gestellte Frage: JA, es geht auch einfacher. Aber das ist nicht einfach.

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