Digitale Teilhabe als Aufgabe der Stadt-und Quartiersentwicklung - Unterschiede in Bremen statistisch erfasst
Man weiss, dass die Internetnutzung sozial ungleich verteilt ist, und man weiss, dass es in fast jeder Kommune sozial benachteiligte Stadtteile bzw. Quartiere gibt. Daher verwundert es nicht, dass in der Bremer Umfrage zur Nutzung des Internet durch ältere Menschen Unterschiede bei den Offliner-Quoten zwischen den Stadtteilen festgestellt wurden. Aber dass sie so groß sind, war schon überraschend.
Die große Stichprobe mit 11.300 ausgefüllten Fragebögen hat es erstmalig erlaubt, die Onliner- und Offliner-Quoten nach Postleitzahlen statistisch zu ermitteln und Vergleiche vorzunehmen: Die Offliner-Quote variiert in Bremerhaven zwischen 15 und 28 Prozent, in Bremen zwischen sieben und zehn Prozent in der Östlichen Vorstadt und Schwachhausen auf der einen Seite und 20 bzw. 27 Prozent in Huchting und Woltmershausen auf der anderen Seite.
Von den sechs Stadtteilen mit den höchsten Offliner-Anteilen gelten die meisten als sozial benachteiligt und werden im Programm Soziale Stadt gefördert. Digitale Teilhabe ist in diesem Zusammenhang noch kein explizites Ziel der Stadtentwicklung, und die Stadtplanung sowie das Quartiersmanagement sind noch nicht überall auf diese Herausforderung vorbereitet. Eine differenzierte räumliche Analyse sollte jedoch der erste Schritt sein, um Prioritäten bei Fördermaßnahmen von Zugang und Nutzung des Internet setzen zu können. Die Studie hat insgesamt einen unerwartet großen Unterstützungsbedarf aufgezeigt, der nur schrittweise gedeckt werden kann. Wenn Prioritäten gesetzt werden müssen, sollten sie in den Stadtteilen mit den höchsten Offliner-Quoten liegen, damit diese im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung nicht noch weiter zurückbleiben und die soziale Ungleichheit nicht noch weiter verstärkt wird.
Als erster praktischer Schritt wurden ausgewählte Daten zur Internetnutzung und -Nicht-Nutzung auf Postleitzahlgebiete heruntergebrochen und werden nun über die Koordinationsstellen des Netzwerks Digitalambulanzen Ortsbeiräten, Quartiersmanagern und anderen auf Nachfrage zur Verfügung gestellt. Solche kleinräumigen Daten sollten alle Kommunen sammeln und aufbereiten. Ein Bespiel eines solchen Datenreports finden Sie hier:
Weitere Infos: 28307_Datenreport
Ansehen
Nachtrag:
Ein gutes Beispiel für die Förderung Digitaler Teilhabe auf Quartiersebene ist das Projekt DigiQuartier in drei Stadtteilen im Kreis Recklinghausen (NRW). Auf der Projekt-Seite gibt es nicht nur interessante Forschungsberichte, sondern als Ergebnis auch eine Technik-Datenbank und eine "Bücherei der Dinge", die digitale Anwendungen jenseits von WhatsApp und Google bekannt macht und verständlich darstellt.