Digitale Teilhabe 65 plus

Beobachtungen, Gedanken, Fragen und Tipps
zur Überwindung der Alterslücke bei der Nutzung von digitalen Medien

Portrait: Herbert Kubicek
Prof. Dr. Herbert Kubicek
Jahrgang 1946
Über mich
Thema heute:

Hilfe bei der AusweisApp - Digital-Lotsen in HH - Digital-Guides in HB

Bildquelle: Governikus KG

Die AusweisApp als Schlüssel zur Onlineverwaltung 24/7

Das Angebot an Onlinediensten der Verwaltung steigt langsam, die Nutzung auch, aber nicht so wie erhofft. Ein Grund sind Schwierigkeiten beim ersten Zugang. Bei vielen Diensten ist eine eindeutige und sichere Identifizierung erforderlich. Die muss über den elektronischen Personalausweis oder einen elektronischen Aufenthaltstitel erfolgen mit einer entsprechenden App auf dem Smartphone oder PC, mit der AusweisApp.

Obwohl die Online-Funktion seit 2017 auf jedem Personalausweis freigeschaltet ist, der dazu gehörige PIN-Brief automatisch zugestellt wird und die AusweisApp für PC und Smartphones in den AppStores verfügbar ist, sagen im jüngsten eGovernment Monitor nur 39 %, dass sie die App installiert und mit der PIN aktiviert haben, und nur 22 % sagen, dass sie diese App auch schon einmal genutzt haben. Die Gründe für die Nicht-Nutzung. sind in der folgenden Tabelle wiedergegeben:

Quelle Initiative D21 eGovernment Monitor

Die Schlussfolgerung: Um die Akzeptanz zu erhöhen, muss man den Nutzen erfahrbar machen, zeigen wie es geht und bei Problemen eine gut erreichbare Unterstützung bereitstellen.

Digital-Lotsen in Hamburg

Im Oktober hatte ich lobend von den Digital-Lotsen an verschiedenen Standorten des Hamburg-Service berichtet, die genau das tun. Sie zeigen, was man mit dem elektronischen Personalausweis und der AusweisApp alles online erledigen kann und helfen bei der Installation und Nutzung vor Ort. Dieses Angebot entspricht genau den Servicestellen. die die Landesseniorenvertretung NRW und der Verein Wir Verbraucher in NRW im Frühjahr als Unterstützung für Bürgerinnen und Bürgern bei den Onlinediensten der Verwaltung gefordert haben.

Digital-Guides in Bremen

Bremen ist fast immer anders als Hamburg. So auch hier. Es wurde ein anderes Modell gefunden und die helfenden Personen heißen Digital-Guides.

Bremer BSC sind überfordert

Die vergleichbaren Bremer BürgerServiceCenter (BSC) sind schon lange überfordert. Man muss auf Termine warten, länger zum Beispiel als die gesetzliche Frist für eine Ummeldung nach einem Wohnsitzwechsel. Eine Ummeldung online könnte Entlastung bringen und Digital-Lotsen wie in Hamburg könnten zu höheren Nutzungszahlen führen. Als ich bei dem für E-Government zuständigen Staatsrat im Finanzressort für ein vergleichbares Angebot geworben habe, kam sofort eine positive Resonanz, in einer gemeinsamen Videokonferenz mit den für die BSC zuständigen Stellen im Innenressort jedoch einhellige Ablehnung. Die für die drei BSC zuständige Amtsleitung sah die Behörde dazu nicht in der Lage: kein Personal, kein Geld und kein Platz. Wenn überhaupt müsse das Finanzressort die Kosten tragen und das Ganze wo anders, zum Beispiel in der Stadtbibliothek stattfinden.

Vier Partner

Es musste also eine andere Lösung unter Federführung des Finanzressorts gefunden werden. Vielleicht ist es interessant, zu sehen, wie und welche Partner dazu für eine Kooperation gewonnen werden konnten.

Es funktioniert - Nun muss geworben werden

Für die Werbung hat das Finanzressort Plakate und Flyer gedruckt. Der Flyer zeigt detailliert, worin das Angebot besteht.

Seit ein paar Wochen sind die Guides in einer Art Probebetrieb am Donnerstag und Samstag für jeweils zwei Stunden von 10.30 bis 12.30 in der Stadtbibliothek Bremen und konnten schon einige Besucherinnen und Besucher interessieren. Mehrere sind dann an einem nächsten Termin mit ihrem PIN-Brief wiedergekommen. Es wurden ein Führungszeugnis, eine Wohnungsummeldung, mehrere Rentenauskünfte, eine Punkte-Abfrage in Flensburg, Einträge im Organspende-Register und ein Anwohner-Gast-Parkausweis online beantragt. Das Angebot funktioniert technisch einwandfrei, die Arbeitseinteilung der Guides auch, die Zufriedenheit der Besuchenden war nach eigenen Angaben überwiegend "sehr gut". So konnte jetzt nach dem Ende der Sommerfreien gestern das Angebot öffentlich mit einer Pressemitteilung und einer Pressekonferenz bekannt gemacht werden.

Bildquelle: Screenshot aus dem verlinkten Instagram-Kanal von Governikus

Senator Fecker und die zuständige Abteilungsleiterin Frau Heilemann-Jeschke, die Direktorin der Stadtbibliothek Frau Werder und der Geschäftsführer der Governikus KG Herr Dr. Klein haben in der "Krimibibliothek" in der Stadtbibliothek die Bedeutung des Projekts aus ihrer jeweiligen Sicht betont. (Siehe externen Link). Meine Aufgabe im weiteren Verlauf ist eine wissenschaftliche Evaluation. Die Guides füllen für jeden Besuch ein Online-Protokoll aus, was gefragt, was gezeigt und was probiert wurde, und die Besuchenden werden zu ihrer Zufriedenheit und der zukünftigen Nutzungsabsicht gefragt. Das Projekt ist zunächst bis Ende November finanziert. Dann erstelle ich auf der Basis der Protokolle eine Bilanz. Das wird zwar kein Krimi, aber spannend ist es schon, ob ein Angebot außerhalb der BSC so großen Zuspruch findet, dass dort eine merkliche Entlastung zu verzeichnen ist. Falls Sie in Bremen leben, können Sie es selbst einmal probieren und gerne andere auf dieses Pilotprojekt hinweisen. Der Flyer kann hier heruntergeladen werden.